NOPERAS! - FUNDSTADT

AUDIOVIDEOWALK DURCH DIE STADT UND ANDERE WELTEN

 
 

In der vierten Runde der Kooperation NOperas! bringt das Kollektiv HIATUS Kunst, die mit und durch Kinder entsteht, in Dialog mit aktuellen Formen des Musiktheaters. Drei Kinder aus Bremen, drei Kinder aus Gelsenkirchen erfinden aus ihren Lebenswirklichkeiten und gesellschaftlichen Hintergründen heraus Klang-Bild-Ideen, die sie mit professionellen Musiker:innen, Bildenden Künstler:innen und einer Theatermacherin umsetzen. Ein audiovisueller Parcours entsteht: Die Zuschauer:innen folgen mit Tablets in den Händen den Kindern durch die Stadt und sehen und hören durch deren Augen und Ohren ihre Sichtweise auf die Welt.

Eine Produktion von HIATUS im Rahmen der Förderinitiative NOperas! – eine Initiative des Fonds Experimentelles Musiktheater (feXm). In gemeinsamer Trägerschaft von NRW KULTURsekretariat und Kunststiftung NRW, in Kooperation mit dem Theater Bremen und dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen.


Konzept, Regie, Komposition, Musikalische Leitung
HIATUS (Duri Collenberg, Uta Plate und Lukas Rickli)

Film

Kinder aus Bremen Janne Geis, Sabina Panasenko, Nil Recepoglu
Kinder aus Gelsenkirchen Ali Alkhuzaei, Jason Melamed, Pia Saager
Komposition Musik der Wesen, Musikalische Leitung Duri Collenberg in Zusammenarbeit mit den Kindern
Regie Uta Plate und Aaike Stuart in Zusammenarbeit mit den Kindern
Kamera und Schnitt Aaike Stuart
Film Greenscreen und Modellbau Piet Esch
Musikalische Mitarbeit Tobias Hamann

Ausstattung/Fantasie-Wesen der Kinder Bremen Sibylle Müngersdorf und Andrea Künemund
Ausstattung/Fantasie-Wesen der Kinder Gelsenkirchen Regina Jannoff
Programmentwicklung Sorin Marti 
Filmtonmischung/Technische Mitarbeit Finale Dominik Beck

Dramaturgie Frederike Krüger
Dramaturgie Musiktheater im Revier Hanna Kneißler
Dramaturgie und Koordination Fonds experimentelles Musiktheater Roland Quitt

Produktionsleitung HIATUS Ramun Bernetta
Produktionsleitungsassistenz, Spielleitung Bremen Canan Venzky
Regieassistenz Bremen Alisa Hrudnik
Produktionsleitungsassistenz, Spielleitung Gelsenkirchen Tamó Gvenetadze
Regieassistenz Gelsenkirchen Rebecca Wells

Instrumentalist:innen Bremer Philharmoniker und Sänger:innen Musiktheater Bremen Sarah-Jane Brandon (Sopran), Elisa Birkenheier (Sopran), Marie Daniels (Viola), Gregor Daul (Oboe), Rose Eickelberg (Pauke und Schlagzeug), Elias Gyungseok Han (Bariton), Friedrich Müller (Horn), Anna Schade (Violine), Ulf Schade (Violoncello), Christa Schmidt-Urban (Kontrabass)
Gast: Tobias Hamann (Schlagzeug)

Instrumentalist:innen Neue Philharmonie Westfalen und Sänger:innen MiR Gelsenkirchen Gioele Coco (Oboe), Natasha Elvin-Schmitt (Violine), Kristin Fournes Schleich (Violine), Frank Hanewinkel (Kontrabass), Mariána Hernández González (Violine), Robert Jambor (Schlagzeug), Istvan Karácsonyi (Violine), Andreas Kosinski (Viola), Dongmin Lee (Sopran), Urban Malmberg (Bariton), Rainer Nörenberg (Oboe), Christian Otto (Viola), Uwe Rebers (Fagott), Sietske van Wieren (Horn), Yomoon Youn (Kontrabass) u.v.a.
Gast: Tobias Hamann (Schlagzeug)

Live-Interventionen im Stadtraum Bremen

Mitarbeit: Nathalie Forstmann
Junge Akteur:innen Nola Arnold, Jonas Dürichen, Linnea Eckert, Fiona Fernandes, Ida Flittner, Annie Geis, Lenie Hansing, Lilly May Osterloh, Elisa Pfeiffer, Valentina Schikoré, Jule Thaden, Martha Werde
Instrumentalist:innen und Sänger:innen Marie Daniels (Viola), Gregor Daul (Oboe), Stefan Hahn (Tenor) SaeEum Jang (Mezzosopran), Anna Schade (Violine), Christa Schmidt-Urban (Kontrabass), Gerd Schnackenberg (Posaune) 

Live-Interventionen im Stadtraum Gelsenkirchen

Junge Akteur:innen: Cemresu Aygünes,Tania Georgiana Cosovanu, Mila Decke, Davis Liam Fischer, Zoey Lewandowski, Noah Mounir, Ilyas Ouchen, Medina Ouchen, Saida Pausch, Joud Sabri, Leni Schitzig,  Cagatay Ulupinar 
Instrumentalist:innen und Sänger:innen:  Kristin Fournes-Schleich (Violine), Hyejun Kwon (Mezzosopran), Soyoon Lee (Sopran), Petro Ostapenko (Bariton), Christian Otte (Viola),
Gast: Udo Herbst (Gitarre)


VIDEO

 
 

AUS DEM PROGRAMMHEFT MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
VON HANNA KNEISSLER

IDEENFEUERWERKE TO GO

Sie sind Autor*innen, Film-Protagonist*innen, Komponist*innen und Designer*innen auf Zeit – und im Alltag Bremer und Gelsenkirchener Kinder. Aus den Ideen von Ali, Janne, Jason, Nil, Pia und Sabina besteht der viellagige Stoff für „Fundstadt“. Das Projekt entführt sein Publikum über eine Art Kurzfilme-Rallye in kindliche Gedankenwelten mitten im Stadtraum. Die Fäden, die dorthin führen, werden allerdings lange vorher gesponnen. Für die jungen Akteur*innen beginnt der Weg mit einer Reise durch ihre eigene Fantasie – angeleitet von Regisseurin Uta Plate.

Die sehr unterschiedlich aufwachsenden Kinder erfinden sechs individuelle Wesen: Weggefährtin, Brieffreund oder gefährdeter Schützling. Sie haben magische Fähigkeiten, spezielle Körperteile und Essgewohnheiten. Sabina bekommt von ‚ihrem‘ Wesen einen 85 m hohen Baum geschenkt; Jannes „Hueisus“ schickt ihr Geistesblitze; Alis Wesen schreibt ihm eine Botschaft an die Wand. Was die Kinder jedoch nicht wissen: Nach ihren Beschreibungen werden die Wesen auch in den Werkstätten der Theater aus bunten Materialien gebaut und zum Leben erweckt.

In der Zwischenzeit laufen Videodrehs mit den jungen Protagonist*innen im Park, Theaterkeller oder vor dem Greenscreen, die ihre Träume und Sorgen einfangen und mit den Geschichten ihrer Fantasieobjekte verbinden. Ein elektrisierender Moment für alle ist die überraschende Begegnung mit dem Wesen in Lebensgröße. Die bildenden Künstlerinnen in Bremen und Gelsenkirchen gestalten auch die Umgebung für dieses Treffen mit viel Liebe zum Detail. Neue Welten tauchen auf und wieder ab.

ALTERNATIVE KOMPOSITIONSWERKSTÄTTEN

Der Soundtrack zu den Filmen basiert auf der musikalischen Sprache, in der sich jedes Wesen ausdrücken kann. Entscheidend den Ton geben auch hier die Kinder an. Der Entwicklungsprozess für die einzelnen Mini-Kompositionen verläuft bei jedem Kind nach anderen, gemeinsam erfundenen Regeln. Sie sind das zentrale Element im Sinne der Reihe „NOperas!“, die auf experimentelle Spiel- und Arbeitsweisen jenseits der traditionellen Opernmaschinerie setzt. Für „Fundstadt“ übersetzen die Kinder z.B. musikalische Figuren in gemalte Symbole und ordnen sie zusammen mit den Profis Rhythmen und Harmonien zu. Oder sie erarbeiten mit einem Musik-Paten aus dem Orchester kleine Improvisationsbausteine zu einzelnen Gefühlen.

Ein Destillat des Klangmaterials schreibt Komponist Duri Collenberg zu Partituren für unterschiedliche Instrumentalbesetzungen aus. Bei den Tonaufnahmen haben die Kinder die Chance zum Gegencheck ihrer ursprünglichen Gedanken oder legen eine Struktur fest, wie Pia durch eine Kartenlegetechnik. Und Orchestermusiker*innen lernen neue Wege musikalischer Proben und Experimente kennen.
Resonanzen auf die Filmmusik, die das Publikum beim Walk auf die Ohren bekommt, erklingen auch unterwegs und live. Wie zufällig werden die Routen des Klangspaziergangs von Musiker*innen mit kurzen Echos der Film-Motive gerahmt. In ihrer Nähe spielen und tanzen Kinder mit Materialien und Objekten, die den Filmbildern entlehnt sind, oder scheinen mit einer Akteurin aus dem vorangegangenen Video zu telefonieren.

Für beinahe alle Kinder ist es ihre erste Mitwirkung an einem Theaterprojekt. Die Drehorte sind nicht immer dieselben wie die QR-Code-Stationen – zumal die Hälfte der Filme in der jeweils anderen Stadt entstand. Aber Überschneidungen sorgen für Aha-Momente oder Irritation. Die Filmwelt und die Umgebung Bremens und Gelsenkirchens verschwimmen zeitweise ineinander.

 

GESPIELTE WIRKLICHKEIT – WIRKLICHE SPIELE?

Auch Realitäten sind in „Fundstadt“ eine flüssige Angelegenheit – besonders durch die Kinderfantasien selbst. Wenn das Wesen von Nil Orangensaft trinkt, kann sie das im Traum erleben und den Geschmack auf der Zunge spüren. Schaut sie nachts im Kühlschrank nach, ist der Saft wirklich leer. So ist das Publikum auf der Suche nach dem nächsten Code nicht nur eingeladen, die Grünflächen und Schaufenster genauer als beim täglichen Vorbeihasten zu beobachten: Es spaziert auch zwischen den Wirklichkeiten umher.

Auf akustischer Ebene kreuzen die Einspielungen, sobald man die Kopfhörer absetzt, eine bunte Geräuschkulisse: Instrumentalspiel, Gespräche mit der Gruppe und alles, was John Cage die „nicht intendierten Klänge“ nannte – von Autoverkehr bis Vogelgezwitscher. Noch enger geführt werden die Tonschnipsel und Live-Interventionen im Finale von „Fundstadt“, dessen Komposition Lukas Rickli verantwortet.

Hinter der transparenten Fassade des Musiktheater-Foyers, in die der Stadtraum unweigerlich einbricht, kann den Sehnsüchten der Kinder noch einmal konzentriert nachgespürt werden. Die dauerhafte Neugier der jungen Spieler*innen ist ansteckend und spiegelt sich in Jasons Feststellung: „Egal, wo ich hingehe, da ist der Weg zu etwas anderem.“ 


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